Ein Weckruf gegen antimuslimischen Hass
Die Zahl der Übergriffe auf Moscheen und muslimische Einrichtungen in Deutschland hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Laut dem aktuellen Bericht der DITIB-Antidiskriminierungsstelle wurden 175 Angriffe auf Moscheen dokumentiert – ein drastischer Anstieg im Vergleich zu den 137 Fällen im Vorjahr. Doch dieser Bericht ist nur ein Teil eines größeren, beunruhigenden Bildes.
Ein Klima der Angst
Auch das Bundesinnenministerium (BMI) bestätigt in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage: 1.554 islamfeindliche Straftaten wurden 2024 polizeilich erfasst, darunter 54 Angriffe auf Moscheen. Die meisten dieser Taten wurden dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet – ein klares Zeichen für die politische Dimension des Hasses.
Noch umfassender ist das Bild, das die zivilgesellschaftliche Allianz CLAIM in ihrem Lagebild antimuslimischer Rassismus 2024 zeichnet: 3.080 dokumentierte antimuslimische Vorfälle, darunter verbale Angriffe, Diskriminierungen, Körperverletzungen und sogar zwei Tötungsdelikte. Das entspricht mehr als acht Vorfällen pro Tag – mit einer hohen Dunkelziffer.
Moscheen als Zielscheiben
Die Angriffe auf Moscheen reichen von Hassbotschaften und Drohbriefen über Hakenkreuz-Schmierereien bis hin zu Brandanschlägen. Besonders betroffen ist Nordrhein-Westfalen, wo über 80 % der dokumentierten Moscheeübergriffe stattfanden. Die Täter bedienen sich dabei zunehmend einer Sprache und Symbolik, die aus dem rechtsextremen und verschwörungsideologischen Milieu stammt.
Frauen besonders betroffen
Ein alarmierender Befund: Laut CLAIM sind muslimische Frauen überproportional häufig Zielscheibe von Angriffen. Sie werden auf der Straße beschimpft, bespuckt oder körperlich angegriffen – oft wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes, insbesondere des Kopftuchs.
Ursachen und gesellschaftliche Verantwortung
Die Eskalation antimuslimischer Gewalt steht in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. Der Nahostkonflikt, populistische Rhetorik und mediale Zuspitzungen tragen dazu bei, dass Muslime zunehmend als Projektionsfläche für Ängste und Vorurteile dienen. Die Normalisierung von Hass in Kommentarspalten, Talkshows und politischen Debatten wirkt wie ein Brandbeschleuniger.
Was jetzt zu tun ist
Die Berichte von DITIB, CLAIM, dem BMI und weiteren Organisationen wie dem Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit zeigen: Antimuslimischer Rassismus ist kein Randphänomen. Er ist strukturell, alltäglich und gefährlich. Es braucht:
- Konsequente Strafverfolgung von Hasskriminalität
- Schutzkonzepte für Moscheen und muslimische Einrichtungen
- Bildungsarbeit, die Vorurteile abbaut und differenzierte Perspektiven auf den Islam vermittelt
- Mediale Verantwortung, um pauschalisierende Darstellungen zu vermeiden
- Zivilgesellschaftliches Engagement, das Solidarität sichtbar macht
Ein Appell an alle
Der Schutz von Moscheen ist kein exklusives Anliegen muslimischer Gemeinden – er ist ein Gradmesser für die demokratische Reife unserer Gesellschaft. Wenn religiöse Minderheiten in Angst leben müssen, ist das ein Angriff auf uns alle.
Lasst uns gemeinsam laut sein – gegen Hass, für Respekt und Zusammenhalt.

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